Halle, alte Musenstadt - eine CD, die hallesche Klangfarben präsentiert

Francke-Blätter 3/2014, S. 19 - 20, Dorothea Köhler

„In den Kronen alter Linden rauscht's geheimnisvoll und leise,

in den duft'gen Frühlingswinden klinget hell die Burschenweise:

Halle, alte Musenstadt! Vivat, crescat, floreat!“

 

Beim Lesen dieser Liedstrophe sieht man als richtiger, ehemaliger oder Wahl-Hallenser doch sofort den Lindenhof der Franckeschen Stiftungen vor sich. Und das bewog mich auch, dieses Lied in den Titel einer CD einzubinden, die, wenn Sie diesen Artikel lesen, gerade in die Endfertigung geht.

 

Der kammerchor cantamus hat in seiner 24-jährigen Konzerttätigkeit beim Musizieren in den „Kunst-Stunden“ viele Freunde gefunden. Erster Gedanke: Zusammen mit diesen Freunden könnte man doch eine CD-Produktion planen. Zweite und wichtigste Idee: Absolventen des Stadtsingechores, die in verschiedensten Genres der Musikszene Karriere gemacht haben, zu gewinnen, mit cantamus zusammen eine Halle-CD zu produzieren. Einzige Bedingung: Sie sollten unter meiner Leitung gesungen haben, d. h. irgendwie in den Jahren 1968-1990 Mitglied des Stadtsingechores gewesen sein. Zusatzüberlegung: Solisten aus meinem damaligen Mädchenchor der August-Hermann-Francke-Schule hinzuzuziehen. Ergebnis und wunderbare Ergänzung: Wir hatten drei weitere Klangfarben und Karrieren.

 

Eine Ausnahme gibt es: Das A-cappella-Ensemble „mehr als 4“. Deren fünf Sänger sind auch Absolventen des Stadtsingechores, aber aus den Jahren 2013 und 2014.

 

Zur Genesis einer spannenden und ein wenig abenteuerlichen Vorbereitung: Anfragen wurden gestartet, Zusagen kamen sofort. Wir konnten so auf bereits vorliegende Tondokumente zurückgreifen. Einige Tonaufnahmen sind noch zu machen. Es ist also immer noch sehr spannend. (Und ich würde mich beim Schreiben wohler fühlen, wenn schon alles „im Kasten“ wäre.)

 

Die Mitwirkenden präsentiere ich Ihnen in alphabetischer Reihenfolge. Mit cantamus singen und musizieren:

 

circulus virtuosus – A-cappella-Ensemble (hier sind auch noch Thomaner beteiligt)

duo wood & wind – Frank Venske, Gitarre, Anne Venske, Oboe

IC Falkenberg – Sänger, Texter, Komponist, Produzent

Axel Gebhardt – Komponist und Pianist (Korrepetitor beim Stadtsingechor)

Kirstin Hasselmann – Koloratursopranistin und Chefin der Hauptstadtoper Berlin (als hallescher Opernbesucher liebte man den „Papageno“ ihres Vaters Werner Hasselmann)

Stephan Heinemann – Bariton (vormals Sänger und Lehrer beim Stadtsingechor, jetzt Gesangspädagoge beim Thomanerchor)

Java Five – Vocal-Swing-Ensemble

Bettina Kallausch – Böhmische Harfe (ihr Vater war einer meiner Lehrer an der Universität)

mehr als 4 - A-cappella-Ensemble

Olaf Parusel / sToa – Komponist

Pfeiferstuhl Music – Bläserensemble (Fünf Musiker der Staatskapelle Halle und der Sächsischen Bläserphilharmonie)

Steffen Schleiermacher – Komponist und Pianist

Almuth Schulz – Komponistin und Jazzpianistin

Alexander Suckel – Gesang und Tasteninstrumente (Schauspielkapellmeister und Dramaturg am neuen theater Halle)

Cornelia Wörfel – Mezzosopran (sToa und cantamus)

 

Was kann ich noch über die CD sagen, ohne zu viel zu verraten?

 

Nicht dabei: geistliche Musik, Orgel und Orchester. Das bedaure ich sehr. An Ideen und Interpreten fehlte es auch hier nicht, aber hier würde der Rahmen gesprengt. Und alle Klangfarben, die Halle zu bieten hat, kann man ohnehin nicht auf so engem Raum bedienen. (Das heißt aber nicht, dass kein Kirchenmusiker unter den Interpreten ist. Geben Sie doch die Namen der beteiligten Künstler in eine Suchmaschine! Sie werden ihre helle Freude haben.)

 

Dabei sind: Chorlieder mit halleschem Kolorit (u. a. „Da steht eine Burg überm Tale“ und „Hallorenspruch“ von Gerd Ochs, „An der Saale hellem Strande“) und Chorwerke, die für cantamus geschrieben wurden (u. a. von Gerd Domhardt und Axel Gebhardt), Musik von Samuel Scheidt und Georg Friedrich Händel (Pfeiferstuhl Music) und Solotitel der o. g. Solisten und Interpreten, deren Musik einen Bogen spannt von einer Händel-Arie in „ungewöhnlicher Ausführung“, über Lieder von Robert Franz, Franz Schubert und Hanns Eisler bis zur Klaviermusik von Steffen Schleiermacher, zu VocalSwing und mehr….

 

Weitere Ehemalige einzubinden, hätte bei Solisten vieler Genres in Unendlichkeiten geführt, und leider waren von heute schon nicht mehr existierenden Ensembles keine nutzbaren Tondokumente mehr aufzutreiben, so z.B. von „Lackschuh“, die unter anderem großen Erfolg auf der Bühne mit der charmanten Musik der Comedian Harmonists hatten.

 

Korrekte Ansage zum „Arbeitstitel“ der CD:

"Halle, alte Musenstadt - Karrieren und Klangfarben - Absolventen des Stadtsingechores Halle – Dorothea Köhler – cantamus und Freunde

 

Ich hoffe, dass ich Ihr Interesse geweckt habe, denn alle ausführenden Künstler sind wie viele von Ihnen „Kinder der Franckeschen Stiftungen“. Spätestens Anfang November d. J. wird die CD beim Label glaveTon (Halle) erscheinen und dann in Halle z. B. über die Musikalienhandlung Polyhymnia zu erstehen sein und natürlich - wie heute üblich - im Internethandel. 1)

 

„Hieltest trotzig aus die Stürme, warst der Wissenschaft ein Hort,

 laut verkünden's deine Türme, tragen's fort von Ort zu Ort:

 Halle, alte Musenstadt! [Semper] vivat, crescat, floreat!“

 

Das ist die 5. Strophe aus: Trümpelmann, Max, Op. 8. Akademisches Festlied: „In den Kronen alter Linden“ zu der 200-jähr. Jubiläumsfeier der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg f. 1 Singst. m. Pfte. Mk 0,80. Halle, Hothan. Österr. Nationalbibliothek Monatsbericht 1894.

 

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 1) Da der Redaktionsschluss dieses Heftes am 25. 9. 2014 lag und das nächste Heft erst im März 2015 erscheint, hat Frau Köhler auf meine Bitte die Vorstellung der CD auf einen Zeitpunkt vor deren Fertigstellung vorgezogen. Es könnte ja sein, dass jemand noch nicht alle Weihnachtsgeschenke im Schrank hat! R. O.

Historische Ansicht des Lindenhofes