Obwohl innerhalb der Feierlichkeiten zum Jubiläum 2016 viel Arbeit für Chor und Chordirektor anliegen, entstand im Herbst 2015 folgender Plan: „Stimmen aus Halle - für Halle“ erklingen gemeinsam in einem Konzert: (Die jungen) Männerstimmen des Stadtsingechores zu Halle musizieren mit mir und meinem kammerchor cantamus halle in der 42. „Kunst-Stunde bei cantamus“ am 12. März 2016 in der Konzerthalle Ulrichskirche zum Thema „Verleih uns Frieden“ – Glaube und Politik.
Die Solisten des Abends sind der Chordirektor des Stadtsingechores, Clemens Flämig, Tenor, und der Rektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle KMD Prof. Wolfgang Kupke, Orgel.
Der programmatische Titel weist darauf hin, dass wir gemeinsam Stellung beziehen zu Problemen unserer Zeit. Dabei stehen sich unterschiedliche Tonsprachen gegenüber, Heinrich Schütz trifft u. a. auf Hanns Eisler, Paul Dessau, Olivier Messiaen, Ernst Krenek und Peteris Vasks. Alle Kompositionen vereinen sich in ihrer Aussage: Frieden ist höchstes Gut.
Während der Vorbereitungsphase für dieses Programm erreichte mich folgende Nachricht von Herrn Dr. Osterwald: "Das Jubiläumsjahr des Stadtsingechors rückt näher, und wir haben in den letzten Heften der Francke-Blätter an einige Etappen seiner Wirkung erinnert. Ein umfassendes Bild ist nach meiner Meinung jedoch nur möglich, wenn auch die Zeit Ihrer Leitungstätigkeit mit gewürdigt wird. Deshalb bitte ich Sie um einen solchen Artikel für das Heft 1/2016.“
Der Gedanke für einen „Einstieg“ lag vor mir: Stadtsingechoristen und kammerchor cantamus–Sänger: Sänger aus mehreren (nun schon recht vielen!) Generationen gestalten mit mir gemeinsam ein Konzert, verbunden jeweils durch viele Jahre Ausbildung im halleschen Knabenchor unter unterschiedlichsten Bedingungen. Der Tradition entsprechend, hatte ich bereits wieder bei Ehemaligen, also Absolventen des Stadtsingechores, angefragt, ob sie das Konzert „Glaube und Politik“ interessant fänden und mitsingen möchten, gleichzeitig auch, ob sie (für meinen Artikel) etwas über unsere gemeinsame Zeit schreiben würden. Sebastian Hulsch konnte mir aus Termingründen für das Konzert keine Zusage machen, aber nachfolgende Impressionen kamen:
Sebastian Hulsch
Assistent der Hochschulleitung, Ev. Hochschule für Kirchenmusik Halle
Ich war von 1983 bis 1992 Mitglied des Stadtsingechores, für mich eine sehr prägende Zeit. Der Chor war neben der Schule meine wichtigste Aufgabe. Daher gibt es Eigenschaften, die sich fest in mir verankert haben - dazu gehören Disziplin, Pünktlichkeit, Einsatzbereitschaft und natürlich Einsatzfreude. All das hat Dorothea Köhler in hohem Maße von uns verlangt, was für uns kleine Knaben nicht immer leicht zu ertragen war. Dafür wurden wir mit vielen schönen Auftritten und gemeinsamen Erlebnissen belohnt.
Ich habe heute noch viele Freundschaften mit ehemaligen Mitsängern und es waren viele schöne Erlebnisse, an die ich mich heute nach wie vor gern und gut erinnern kann. Hier reicht die Bandbreite von Konzerten im Berliner Schauspielhaus über Auslandsreisen und Schallplatten-Aufnahmen bis hin zu eher lustigen Erfahrungen wie dem Playback-Auftritt in der DDR-Fernsehshow „Ein Kessel Buntes“.
Ein Höhepunkt meiner Zeit im Stadtsingechor war zweifellos die Mitwirkung als Dritter Knabe in der „Zauberflöte“ an der Komischen Oper Berlin in einer Inszenierung von Harry Kupfer. Meine Begeisterung für die Oper war geweckt; noch heute singe ich neben meiner Arbeit in der Hochschule gern im Extrachor der Oper Halle.
Die Freude am gemeinsamen Musizieren versuche ich auch meinen beiden Töchtern zu vermitteln. Sie singen beide im Kinderchor und spielen zudem Gitarre bzw. gehen zur Ballettschule. Das Thema Knabenchor hat sich in unserer Familie für die nächste Generation jedoch erst einmal von selbst erledigt…
Die Antwort zeigte mir: Die Idee war richtig: „Ehemalige“- Sänger, Mitarbeiter und Vorgesetzte fragen…
Ich griff das Stichwort „Leitungstätigkeit“ auf als Anregung, meine 22 Jahre als Chordirektor mal von einer anderen Seite zu betrachten: als Chorerzieher, als fordernder Chef und als Kämpfer – immer im besten Sinne einer musikalischen Idee und bedacht, gute Ideen zur Entwicklung des halleschen Knabenchores möglichst schnell umsetzen zu können. (Wir hatten immer die beiden „weltberühmten Knabenchöre“ vor Augen.) Aber bis zu den beiden Konzerten, die ich nie im meinem Leben vergessen werde, erstens den Staatsakt zur Bach-Händel-Schütz-Ehrung der DDR 1985 im Schauspielhaus Berlin, ein umjubeltes Gemeinschaftskonzert mit eben diesen beiden „Weltberühmten“, (Dresdener Kreuzchor unter Martin Flämig und Thomanerchor unter Hans-Joachim Rotzsch) und zweitens die Aufführung von Händels „Foundling Hospital Anthem“ zur 775–Jahrfeier des Thomanerchores in der Thomaskirche (1987) vergingen viele Jahre, stand Arbeit und eben unentwegter Kampf. Ich wähle dieses Wort in voller Absicht. Wer mich kennt, mich damals schon gut kannte, mit mir zusammen kämpfte und musizierte und es zum Teil heute noch (bei cantamus) macht, der weiß natürlich am besten, wovon ich spreche.
Mich reizte es, aus der Überfülle meiner Wegbegleiter von 1968 bis 1990 meine Stadtsingechorzeit aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, kommentieren, kritisieren, bewerten zu lassen, sich zu erinnern, woran auch immer. Ich bin überaus froh, es getan zu haben.
Also schickte ich weitere Anfragen los. Die zweite Sofortantwort kam aus einer ganz anderen „Ecke“:
Ich habe wohl so ca. zehn Klavierlehrer verschlissen. Die meisten haben es nur recht kurz mit mir ausgehalten. Oder ich mit ihnen.
Als mein älterer Bruder 1966 zur Klavierstunde angemeldet wurde, schien es meinen Eltern eine klare Sache, dass ich - damals sechs Jahre alt - auch gleich anfangen sollte. Das war vielleicht doch ein wenig früh: Während mein Bruder am Klavier litt, erkundete ich, unter den Schulbänken herumkriechend, das Klassenzimmer …
Man war einsichtig und verschonte mich vorerst mit weiteren musikpädagogischen Versuchen.
Doch wenn dann mein Bruder - wohl eher nicht von der Lust geplagt - daheim am Klavier übte, wollte ich natürlich auch Klavier „spielen“. So wurde ich dann ein Jahr später - nun erheblich reifer (?) geworden - wieder an der Musikschule angemeldet. Mein Bruder hatte mit seiner Lehrerin großes Glück, ich mit dieser neuen (meiner 2.) eher Pech. Ich habe sie sehr bald „Lieschen“ getauft. Und ging eher lustlos - aber doch tapfer - zum wöchentlichen Unterricht. Gespielt und gearbeitet wurde das übliche Repertoire, dazu kam noch eine Stunde Gehörbildung/Musiktheorie. Auf dem Weg von zuhause zur Musikschule befand sich ein Bahnübergang, und ich verbrachte so manche Weile an diesem, wartend, dass sich die Schranke senkte, um dann eine Entschuldigung für mein Zuspätkommen zu haben, die ich abgehetzt (man rannte dann natürlich die letzten Meter, um Eile anzudeuten) vortrug.
Lust und Spaß - das waren in diesem Untericht eher fremde Begriffe, und wir - ich und die Lehrerin - schlugen uns tapfer bis zum 4. Unterrichtsjahr. Dann wurde mir seitens der Musikschule nahegelegt, aufzuhören, es fehle am häuslichen Fleiß und eigentlich auch an Interesse und Begabung.
Dieser Einflüsterung erlag ich mit Freude - doch wollte ich trotzdem irgendwie weiter Klavier spielen, bloß eben nicht an so einer Musikschule mit Prüfungsprogramm, Vorspielen und gar Wettbewerben. So vereinbarten meine Eltern Unterricht mit meiner Chorleiterin Dorothea Köhler - ich war seit der 3. Klasse Mitglied des Stadtsingechores Halle. Dieser Unterricht war durchaus musikalisch zu nennen - mir missfiel aber - so erinnere ich mich heute, dass ich immer auch singen mußte in der Klavierstunde (Melodien, Phrasen usw.) - eigentlich eine sehr naheliegende Aufgabenstellung. Aber ich schämte mich irgendwie meines Solo-Gesanges. Im Chor war das ganz was anderes, mit voller Inbrunst (und sicher auch falschen Tönen) näherte ich mich Bach und Orff, Domhardt und Händel, lernte durch die Konzerte mit dem Halleschen Orchester sogar die Instrumente und ihr Zusammenklingen von Grund auf kennen. Selbst eine veritable Konzertreise nach Bulgarien gab es seinerzeit - also ganz weit weg …
Aus irgendeinem Grund, den ich nicht mehr erinnere, war aber nach einem Jahr dieser Klavieruntericht wieder beendet. Wobei Dorothea Köhler mir noch die strikte (und mir damals völlig absurd erscheinende) Weisung mit auf den Weg gab, ich hätte „gefälligst Musik zu studieren“, wie es dann, Jahre später und nach einigen Umwegen tatsächlich geschah.
Es begann ein Intermezzo, wo ich zu verschiedenen Lehrern vagabundierte.
Meine Eltern zogen dann irgendwann einen Schlussstrich und meldeten mich kurzerhand wieder an der Musikschule an - und ich hatte Glück, kam erneut zu einer guten Klavierlehrerin, die mich innerhalb eines Jahres zum Grundstufenabschluss führte und mein Interesse an Musik (und nicht nur am Klavierspielen) wieder erweckte. Sogar ganz ohne Gesang …
So dass ich sogar noch weitermachen wollte - aber eben nicht immer Haydn, Bach und Mendelssohn (gewürzt mit Hanon und Clementi), ich wollte was „Modernes“ machen - nämlich Ragtimes und Schlager und vielleicht sogar etwas Jazz. Und siehe - es gab an der Musikschule tatsächlich eine Abteilung für solche Fälle. Auch hier wechselten immer mal wieder die Lehrer, aber ich spielte Scott Joplin, Manfred Schmitz und diverse handgeschriebene Titel (Noten und anderes Material gab es natürlich nicht, wir schreiben das Jahr 1975 und die Geschichte spielt in Halle!). Ich begleitete irgendwelche Sänger, spielte in einer Band, musste sogar (in der Schule) eine Singegruppe begleiten (was mir dann einen öffentlichen Tadel - so richtig vor der versammelten Schule - einbrachte, da ich aus meiner Meinung zum Repertoire und zur Qualität keinen Hehl machte).
Keinen Hehl aus ihrer Meinung zu Repertoire und Qualität machte dann allerdings auch die Aufnahmekommission der Leipziger Musikhochschule, der ich mal informativ vorspielte (“Da kam so ein langhaariges Untier herein, setzte sich ans Klavier und spielte - aber dermaßen schweinisch....” - so eine viel später geäußerte Beschreibung durch einen der Zeitzeugen).
Der Traum (oder Albtraum) vom Musikstudium war dann also ausgeträumt - und ich wollte ja sowieso Architekt werden - in der Schule hatte ich im Fach Musik sowieso immer nur eine 2-3 (weil ich weder Musikerbiographien auswendig lernte, noch die diversen Deutungen der klassischen Musikwerke akzeptierte), dagegen galt ich als Mathe- und Physikwunder der Klasse.
Doch die Architekten haben mich nicht genommen, so dass im Familienrat nach Alternativen gesucht wurde. Mein Vater wagte einen neuerlichen Angriff auf die Leipziger Musikhochschule. Und aus unerfindlichen Gründen war man mir diesmal mehr geneigt - es hatten sich allerdings auch nur 3 Leute um 3 Studienplätze beworben. Durch Zufall (die neuen Studenten wurden dem Alphabet nach auf die Lehrer verteilt) kam ich nun zu einem Lehrer, der viel mit neuer Musik am Hut hatte (und wenig mit Jazz), der mich neben Rameau, Chopin, Beethoven oder Debussy ganz selbstverständlich auch Stockhausen, Ives oder Cage spielen ließ, der mich auch zum Kompositionsunterricht schickte (ich müsse schließlich wissen, was das sei, was ich da spiele).
Und zu meinem Staatsexamen (so hieß die Abschlussprüfung) spielte ich dann - wohlgemerkt in der Pop-Abteilung der Hochschule - Kompositionen von Boulez, Stockhausen, Berio, Goldmann. Es gab hier seinerzeit nur eine einzige Prüfungsanforderung: „Machen Sie eine Stunde Programm, womit Sie später ihr Geld verdienen wollen!“ Und es gab nur “Bestanden” oder “Nicht bestanden”. Vor mir sang ein Shanty-Sänger, nach mir sang ein Barde zur Klampfe. Der Barde und ich haben bestanden, der Shanty-Sänger nicht.
Mit Herzklopfen, gebe ich zu, habe ich gelesen, was Steffen schrieb. Da war ich ja eigentlich gut weggekommen! Ich war wohl doch recht streng? Ich hatte etwas vor mir liegen, was mich begeisterte. Steffen Schleiermacher, Komponist, Pianist und Dirigent mit Weltruhm, zu seinen Schülern zählen zu dürfen, ist schon was! (Übrigens: Die besagte Prüfungsanforderung finde ich genial!)
Ich erlaube mir, an den Anfang meiner Darlegungen eine entscheidende Formulierung aus einem Artikel von Herrn Dr. Osterwald in den Francke-Blättern Heft 2/93 zu stellen über die komplizierte Situation, die mein Vorgänger Carlferdinand Zech 1959 antraf und die er zu bewältigen versuchte: „… eine immer stärkere Inanspruchnahme der Schüler im und außerhalb des Unterrichtes und wohl auch unterschiedliche Auffassungen über das Repertoire des Chores. ... Erst mit der Einrichtung von Chorklassen an der damaligen polytechnischen Oberschule August Hermann Francke im Jahr 1964 waren die notwendigen Voraussetzungen für eine kontinuierliche Proben- und Konzerttätigkeit gegeben. Da aber nicht gestattet wurde, reine Knabenklassen zu bilden, mussten auch Mädchen in die Chorarbeit einbezogen werden. Das führte zur Gründung eines gesonderten Mädchenchores, denn trotz des Unverständnisses der damaligen Schulbehörde und eines Teiles der Lehrerschaft bestand der Chordirektor darauf, den Charakter eines reinen Knabenchores unbedingt zu wahren ...“ 1)
Die damalige Situation spiegelt der nachfolgende Artikel (aus: "Der Neue Weg" aus dem Jahr 1964, möglicherweise auch schon 1962) wieder:
Ab 1964 hatte C. Zech an seiner Seite einen zweiten Kämpfer, der einen „richtigen Knabenchor“ wollte: Ich wurde (noch mitten in meinem Musiklehrerstudium) „Chorinspektor“, gleichzeitig Musiklehrer, Stimmbildner und Assistent des Chordirektors. Das Arbeitspensum machte stark. Aber bald kamen weitere Mitarbeiter dazu.
Als man mich 1968 zum Chordirektor berief, war ich so naiv zu denken, dass die von uns vorgelegte Konzeption zur Entwicklung des Stadtsingechores (in Anlehnung an eben die Bedingungen der beiden sächsischen Knabenchöre) einleuchtend genug formuliert sei, um Türen ganz schnell zu öffnen. Wir waren ja schließlich die „Ältesten“! Gab es Probleme? Natürlich.
Unsere inhaltlichen Vorstellungen und objektive Rahmenbedingungen, die definitiv erst geschaffen werden mussten, unter einen Hut zu bringen, war Neuland für die damalige Abteilung Volksbildung. Unsere Wünsche gingen wohl auch über deren Kompetenzen hinaus, denn wir formulierten mutige Ansagen, eigentlich Forderungen:
Wir sind nicht „Chor der August-Hermann-Francke-Oberschule“, sondern der Knabenchor der Stadt Halle.
Wir sind ein staatlicher bzw. städtischer Chor, i.O. … aber wir sind ein Knabenchor – also ist das Liedgut vorprogrammiert, d. h. geistliche Literatur ist eine Selbstverständlichkeit.
Die „Weltberühmten“ haben ihre Motetten, Passionen, Oratorien – warum nicht auch wir?
Dresden – Schütz , Leipzig – Bach, Halle – Händel!
Das war unser Wegweiser, dem wir (auf verschlungenen Pfaden) auch unbeirrt folgten.
Zunächst mussten die uns übergeordneten Stellen davon überzeugt werden, dass unser Entwicklungskonzept aufgehen kann (mit entsprechenden Bedingungen!), dass man uns musikalisch vertrauen konnte, dass man uns große Aufgaben auch zutraute – natürlich erst, wenn die musikalische Qualität erreicht war. Ein Teufelskreis. Aber es gab im Hintergrund Unterstützer, insbesondere an der Martin-Luther-Universität; und auch in Berlin war schon registriert worden, dass Halle seinen Knabenchor wiederhaben wollte. Exemplarisch möchte ich hierzu Prof. Walther Siegmund-Schultze aus der Festschrift zu 860 Jahre Stadtsingechor Halle / 15 Jahre Mädchenchor der AHF aus dem Jahr 1976 zitieren, der in einem Rückblick auf seine Zeit als Stadtsingechorsänger unter Döll eine Situation ziemlich genau beschreibt, vor der wir in den 70er Jahren kurioserweise wieder standen.
Dorothea Köhler (Foto: Jürgen Domes)
Den schwierigsten Part bei der Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen für den Stadtsingechor hatte die Direktorin der POS August-Hermann-Francke I, Anni Beyer. Sie erinnert sich:
Es galt, die Leistung des Chores so zu qualifizieren, dass sie dem Status des Chores aus kulturhistorischer Sicht entsprach. Dazu war es notwendig, die Bedingungen für die Chorarbeit zu überprüfen und zu verbessern. Durch die Abteilung Volksbildung des Rates der Stadt wurde ein zusätzliches Stundenaufkommen bei der Lehrerplanung gewährt, das zur speziellen gesanglichen Ausbildung genutzt werden konnte sowie zur Gewinnung von befähigten Kindern in Kindergärten und Schulen (1. und 2. Klasse). Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Musikinstitut der Universität wurde der Einsatz von Absolventen, die größtenteils aktive Sänger bei den Hallenser Madrigalisten waren, beim Stadtsingechor gesichert. Für die Leitung der Schule ergab sich die Aufgabe, für alle Schüler die Erfüllung der Bildungs- und Erziehungsziele der allgemeinbildenden 10-klassigen Oberschule anzustreben und zu gewährleisten. Zugleich galt es für die Chorsänger, die Möglichkeiten der gesangspädagogischen Ausbildung voll auszuschöpfen und die Proben und die Konzertverpflichtungen des Chores mit den schulischen Aufgaben in Einklang zu bringen. Alle unsere Bemühungen zielten dahin, die optimale Entwicklung der Schülerpersönlichkeit zu befördern und den Stadtsingechor, der 1972 in die Hallesche Philharmonie integriert wurde, als Konzert- und Oratorienchor zu profilieren. Die Vorbereitung zur Mitwirkung bei kulturellen Ereignissen im Stadtmaßstab (Händelfest, Konzerte zur Aufführung von neuen Werken aus der Kinderkomponistenklasse u. a.) gehörten damit zum festen Bestandteil des Musikunterrichts an der AHF. Das Liedgut und die Anforderungen an das musikalische Verständnis gingen weit über die normalen Lehrplanziele hinaus. Das löste im Fachbereich und darüber hinaus zum Teil heftige Diskussionen aus. Für Dorothea Köhler war der Lehrplan für ihre Chorsänger „suspekt“, was sie anlässlich einer Hospitation auch einem Fachberater sagte. Das war zu diesem Zeitpunkt unerhört, aber die geforderten Sanktionen blieben letztlich aus. Erst Jahre später gab es auch für den Stadtsingechor - wie bei Thomanern und Kruzianern üblich - einen speziellen Musiklehrplan, der dem besonderen Kenntnisstand der Chorsänger gerecht wurde.
Sänger, Chorleitung, Schule, Eltern und die uns übergeordneten Stellen zogen prinzipiell an einem Strang, hartnäckigster Argumentationen bedurfte es kurioserweise oft im engeren Kollegenkreis der AHF betr. „Kirchenliedern“. Nicht alle begriffen gleich, dass man gemeinsam dem Stadtsingechor Bedingungen schaffen müsste, die irgendwie in die Richtung gingen: „Messias singen“.
Vorreiter, quasi eine „Feste Burg“ war OStR Rudi Bitterlich, damals Stadtrat und Stadtschulrat in Halle, der uns in vieler Hinsicht den Rücken freihielt. Ihn habe ich im Dezember 2015 gebeten, mir aufzuschreiben, was für ihn damals Tenor in seiner bewussten Förderung war. Seine Leitungsmaxime war:
Und so wurden langsam Weichen gestellt – nach unserer Konzeption. Das Singen im Stadtsingechor war aufwändig, aber eine schöne „Nebensache“ für Schüler (!). Unsere Chorklassen waren keine ausgewiesenen Spezialklassen, etwa wie es sie in Wernigerode gab, geschweige hatten wir ähnlich gute Bedingungen wie in Leipzig oder Dresden. Erst viele Jahre später ist es gelungen, auch in Halle Spezialklassen für den Chor einzurichten. Geduld war eigentlich nicht meine Stärke, aber ich hatte Partner!
Der zweite Mitstreiter „vor Ort“ war die EOS AHF; Stundenpläne, Proben, Konzerte und Reisen wurden mit der AHF I abgestimmt, dadurch standen uns die Sänger unseres Männerchores zu jeder Zeit zur Verfügung. Direktor und Stellvertreter waren echte Verbündete, um die musikalischen Anforderungen zu fördern, ohne Abstriche an schulischen Leistungen zu dulden. Herrn Strech, in dessen Händen die Stundenplangestaltung lag, bin ich sehr verbunden, dass er meiner Bitte gleich entsprochen hat und mir folgenden Text zuschickte. Seine Aufzeichnungen brachten weitere Erinnerungen hoch, die ich aber hier nicht ausführen kann.
Dietrich Strech
Der Stadtsingechor und die EOS AHF (Erinnerungen 1977 bis 1992)
Mit dem Schuljahr 1977/78 nahm ich meine Tätigkeit an der Erweiterten Oberschule (EOS) August Hermann Francke (AHF) als Fachlehrer für Mathematik und Physik auf. Zeitgleich wechselte einer meiner Söhne in die 3. Klasse der Polytechnischen Oberschule (POS) August Hermann Francke. Seine stimmliche Eignung wurde an der Kröllwitzschule durch Mitarbeiter des Chores erkannt, die alljährlich in den 2. Klassen der halleschen Schulen Ausschau nach potenziellen Sängerknaben hielten.
Mit dem 9. Schuljahr wechselten die das Abitur anstrebenden Chorknaben in der Regel von der POS an die EOS AHF.
In einer der von mir in jenem Schuljahr unterrichteten 9. Klasse waren auch zwei Chorsänger (Ulrich Wollert und Jörg Wollschläger). 1978/79 übernahm ich auch eine 9. Klasse als Klassenleiter mit vier Sängern (André Boltze, Toralf Jugelt, Stefan Kaltenhäuser und Michael Neumann). So war ich aus der Sicht von Eltern und Lehrern stets eng mit Chorarbeit verbunden.
Die zahlreichen Proben und Auftritte allein stellten hohe zeitliche Anforderungen. Die unbedingt notwendige Koordination der Termine und Vorhaben des Chores und der beiden Schulen waren eine Selbstverständlichkeit. Ab 1980 war ich als stellvertretender Direktor, für die Stunden- und Terminplanung zuständig, auch direkt damit befasst. Der Stadtsingechor war mit allen Aktivitäten in die Jahres- und Stundenplanung einbezogen, die in persönlichen Absprachen mit dem Chorinspektor (Herr Angerstein) zumindest monatlich präzisiert wurde. Das individuelle Eingehen der Fachlehrer auf die phasenweise besondere Belastung der Chorsänger wurde durch die Schule angestrebt.
Nach der Einführung der zweijährigen Abiturstufe ab 1982/83 wechselten die Chorknaben mit Abiturwunsch nach der 10. Klasse von der POS an die EOS AHF.
Als eine von drei Schulen im Bezirk Halle wurden aber nach wie vor jährlich zum 9. Schuljahr Schüler nach einer Aufnahmeprüfung in eine der drei Spezialklassen mit verstärktem Fremdsprachenunterricht aufgenommen. Ob darunter auch Sänger des Chores waren, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es gab in der Folge zumindest auch einmal eine reine Chorklasse mit etwa 12 bis 15 Schülern (Albrecht Kluge, Martin Engelmann, Ralf Schietrumpf, Stephan Bergmann sind mir in Erinnerung), die 1990 die Abiturprüfungen ablegten.
Die Schulen und der Stadtsingechor bildeten auch mehr oder weniger eine „Schicksalsgemeinschaft“ in den Franckeschen Stiftungen.
Das belegt folgendes Beispiel:
Mangels vorhandener Sporthalle fand der Sportunterricht der EOS auch in der Aula statt. Im Mai 1980 wurden die beiden neuen Sporthallen südlich des Hauses 43 ihrer Bestimmung übergeben. Die Aula stand also wieder als allgemeiner Veranstaltungsort zur Verfügung, leider nach jahrzehntelanger zweckentfremdeter Nutzung in einem bedauernswerten Zustand. Die EOS allein hatte kaum eine Chance, in absehbarer Zeit für Abhilfe zu sorgen.
Zeitgleich begannen Baumaßnahmen in der POS AHF (heutige Grundschule) in deren Folge der Stadtsingechor für eine längere Zeit den Probensaal im Obergeschoss nicht nutzen konnte.
Die Idee, gemeinsam mit Ihnen der Stadt vorzuschlagen, die Aula der EOS vorübergehend als Probenraum herzurichten, lag also nahe.
Der Stadtsingechor hatte einen hohen Stellenwert in der Stadt. So gelang es, Geld und v. a. handwerkliche Ressourcen zur Ertüchtigung der Aula für die Probenarbeit zu organisieren. Es erfolgte in den Sommerferien die komplette Renovierung einschließlich der Aufarbeitung des Parketts. Zusätzlich konnte durch eine Stoffbespannung der Seitenwände und raumhohe Vorhänge an der Fensterfront sowie von der Empore auf der Ostseite (vor den raumbreiten Verbindungstüren zum Musiksaal) eine Verbesserung der Akustik erreicht werden.
Bei dieser Gelegenheit kam übrigens auch das Gemälde von Francke aus seinem „Versteck“ im Zeichensaal in die Aula (an die Wand mit der damals verdeckten und heute sichtbaren Gedenktafel für die gefallenen Schüler und Lehrer der Oberrealschule im 1. Weltkrieg).
Der Stadtsingechor hatte bis zur Beendigung der Bauarbeiten seinen Probensaal und die EOS eine würdige Aula, in der fortan u. a. auch feierlich die Abiturzeugnisse überreicht werden konnten!
Eine Episode aus der Zeit der Phase der Wiedergründung der Latina ab 1990 sei hier noch beigesteuert:
Bei einer Bestandsaufnahme der Spezialschulen in Halle (neben der EOS AHF mit einem Spezialzweig alt- und neusprachlicher Ausbildung auch die Georg-Cantor-Schule, Spezialschule für Mathematik und Naturwissenschaften, die Spezialschule für Musik und die Kinder- und Jugendsportschule) zeigte sich der bayrische Berater des Kultusministeriums in Magdeburg äußerst beeindruckt.
Ein Knabenchor in enger Zusammenarbeit mit staatlichen Schulen war für ihn auch neu. Nachdem er sich bei Regensburger Domspatzen kundig gemacht hatte, kam er zu dem Schluss, dass diese wohl personell und strukturell bescheidenere Voraussetzungen hatten! Zumindest gelang es, für einige Musiklehrer des Stadtsingechores Stellen an der zum Schuljahr 1991/92 wieder gegründeten Latina August Hermann Francke und ein paar Stellen bei der Stadt zu sichern, so auch für den Chordirektor und den Chorinspektor. 2)
Die räumlichen Bedingungen der Schulen und des Stadtsingechores haben sich natürlich in den letzten Jahren augenscheinlich wesentlich verbessert.
So konnte besagte Aula im Oktober 2015 aufwändig saniert der Öffentlichkeit übergeben werden. Der repräsentative Paul-Raabe-Saal ist nun auch Proben- und Konzertsaal für die Instrumentalisten des Musikzweiges der Latina.
Unsere Stadtsingechorsänger – von der 3. bis zur 10. Klasse/11. und 12. Klasse – hatten zusätzlich zum normalen (staatlichen) Lehrplan ein hohes Wochenpensum zu bewältigen. Altersgruppen-spezifisch waren im normalen Wochenplan der Chorklassen verankert:
Aspirantenunterricht / Aspirantenchor / „normaler“ Musikunterricht / Stimmbildung - solistisch oder in kleinsten Gruppen / Mutantenunterricht und Mutantenchor / Knabenchorproben / Männerchorproben bzw. Gesamtproben – auch unter Einbeziehung des Extramännerchores / Kammerchor mit max. 30 Sängern / Klavierunterricht / 2. Instrument (erst im Laufe der Entwicklung ) / Chorlager und Konzerte. Ein enormes Pensum. Wer gute schulische Leistungen und großes musikalisches Talent hatte, erhielt darüber hinaus zusätzliche Chancen, noch besser gefördert zu werden, z. B. mit einer Solisten-Ausbildung oder der Mitwirkung an Opernproduktionen u. a. Einige spezielle Talente wurden bei uns auch „nur gut vorbereitet“ und verfolgten dann ihre Ausbildung an anderen Instituten weiter: Spezialmusikschule, Spezialklassen für Musik in Wernigerode, Schulpforte, Thomanerchor (!). Bei all den Anforderungen gelang es, die jungen Sänger immer wieder für den Chor zu begeistern, nicht zuletzt mit den Konzerten, Reisen, Chorlagern, Rundfunk- , Fernseh- und Schallplattenproduktionen usw., die sich aus den wachsenden musikalischen Leistungen ergaben. Das erreichte Niveau ist vielleicht aus dem folgenden Artikel über die Aufführung der Telemannschen Brockes-Passion ablesbar:
Mitteldeutsche Zeitung vom 27.3.1990
Der im Fernsehen der DDR direkt übertragene Mitschnitt aus der Magdeburger Aufführung legt davon ebenfalls Zeugnis ab. 1989 gab es dann auch einen "technischen" Fortschritt: Der hallesche Knabenchor bekam sein eigenes Internat in den Franckeschen Stiftungen.
Der Konzertplan des kommenden Jahres war für mich jeweils das A und O der Schuljahresplanungen. Ich dachte nicht vordergründig im Lehrplan der Schule, sondern meine Planungen für den Stadtsingechor richteten sich nach dem anstehenden Konzertjahr, und zwar beginnend mit dem Chorlager im August. Die Anforderungen an uns wuchsen, insbesondere auch ab 1972 mit der Gründung der Halleschen Philharmonie, der der Stadtsingechor angehörte. Neben die eigenen Konzerte, Konzertreisen (CSSR, Bulgarien, Polen, Ungarn) und Konzertreihen wie die "Kostbarkeiten" (Konzerte zum Karfreitag in Halle und Berlin), die Konzerte in der Werkhalle (MLK – Patenbetrieb der AHF I 3)) und eine Kammermusikreihe traten regelmäßige Verpflichtungen im Rahmen der Händelfestspiele und der Hallischen Musiktage. So stand die Musik der Alten Meister und G. F. Händels immer gleichberechtigt neben der Aufführung zeitgenössischer Werke, u. a. von Gerd Domhardt, Siegfried Bimberg, Ernst Hermann Meyer, Axel Gebhardt (Kompositionen hatte er erstmals bereits mit 12 Jahren vorgelegt, und sie wurden auch selbstverständlich von uns aufgeführt). Uraufführungen wie z. B. „Über Bäume“ von E. H. Meyer oder „Laudatio auf das Brot“ von Gerd Domhardt, deren Text und Musik heute nicht zeitgemäßer sein könnten, spielen bis heute in meiner musikalischen Arbeit eine Rolle. Seit 1981 veranstaltete der Stadtsingechor darüber hinaus ein Knabenchorfestival in Halle. 1988 hoben wir dann die monatlichen „Kunst-Stunden“ aus der Taufe, unserem lange angestrebten Äquivalent zu den Motetten der Thomaner, mit denen wir uns ein neues Wirkungsfeld eroberten.
Konzert zur Bach-Händel-Schütz-Ehrung im Berliner Schauspielhaus
(Foto: Schauspielhaus Berlin, Öffentlichkeitsarbeit, 1096 Berlin, Platz der Akademie)
Die gewachsenen Anforderungen an den Stadtsingechor waren ohne die Helfer in der Stadt bzw. im Bezirk und in den Schulleitungen nur zu bewältigen mit der Unterstützung, die wir aus dem Musikinstitut der Universität, der Händelgesellschaft, dem Händelzentrum, dem Ministerium für Kultur, der Oper Halle und der Komischen Oper Berlin und vor allem auch von den halleschen Musikkritikern erfuhren. Stellvertretend für diese „Wegbereiter“ möchte ich hier erinnern an Walther Siegmund-Schultze, Bernd Baselt, Werner Rackwitz, Olaf Koch, Ursula Herrmann, Claus Haake, Christian Kluttig, Harry Kupfer, Edwin Werner, Siegfried Flesch, Ernst Herrmann Meyer, András Székely, Pál Németh, Nicholas McGegan, Jochen Kowalski, Axel Köhler, Ulrike Taube, Käthe Röschke, Wolf Reinhold, Johannes Künzel, Inge Schneider, Martin Stephan, Wolfgang Pfeifer, die Hallesche Philharmonie und das Händelfestspielorchester. Indirekte Unterstützung, die manche Irritation nach sich zog, gab es über viele Jahre auch durch Friedrich Riethmüller, den Geschäftsführer der Göttinger Händelfestspiele.
Umzusetzen war das alles nur mit dem stetig gewachsenen Kollegenkreis. Mir stand immer ein Chorinspektor zur Seite. (Heute vielleicht vergleichbar mit einem Konzertmanager.) Zusammen mit Wolfgang Köhler, der nach seinem Musikstudium 1965 auch zur POS AHF I kam, entstand (noch unter den aufmerksamen Blicken von Carlferdinand Zech) die o. g. grundlegende Konzeption, die bis zur Aufführung des "Messias" ging. Zu späterer Zeit hatte der Chorinspektor in etwa die Funktion eines „Betriebsdirektors“ inne, denn die vielen musikalischen Ideen und Projekte mussten ja auch umgesetzt werden. Meine letzte Chorinspektorin war ab 1985 Anna Malik. Ihr hier nachfolgender Artikel entbindet mich im Prinzip jeglicher weiterer Überlegungen, die Entwicklung des Knabenchores bis 1990 beschreiben zu wollen.
Anna Malik
Meine Zeit im Stadtsingechor zu Halle (als Angestellte)
Für den Stadtsingechor Halle arbeitete ich von 1985 bis 1990. Der Einstellung und dem Umzug mit der Familie nach Halle ging ein „Eignungstest“ voraus: Im Chorlager während der letzten Woche der Sommerferien musste ich durch die Übernahme von Korrepetition und Stimmproben bei der Einstudierung von Händels Oratorium „Esther“ meine Fähigkeit zu chorpädagogischer Arbeit nachweisen. Eine riesige Herausforderung für mich, hatte ich doch schon seit vielen Jahren im Chor gesungen, aber noch nie eine Chorprobe geleitet. Das Ergebnis muss die Chefin überzeugt haben, denn ich bekam eine Anstellung, zunächst als Assistentin der Chordirektorin, für Büro- und Organisationstätigkeiten sowie einige Stunden Probenarbeit.
Später wurde ich Chorinspektor, mein Aufgabengebiet war die Organisation der Proben, Konzerte und Reisen. Die musikalische und inhaltliche Planung lag natürlich in den Händen der Chordirektorin, aber dazu mussten die Probenpläne erarbeitet, Abläufe der Chorlager vorbereitet, die Kollegen als musikalische Mitarbeiter oder zur pädagogischen Aufsicht eingeteilt, die Konzerte geplant werden. Das tägliche Miteinander der Arbeit ergab neue Ideen für interessante Konzerte oder neue Spielorte. So entstand u. a. die Idee zu einer neuen Konzertreihe, der „Kunst-Stunde“, die einmal monatlich - als Pendant zur „Motette“ der konfessionell gebundenen Knabenchöre in Leipzig und Dresden - veranstaltet wurde. Ein Knabenchorfestival wurde in Halle etabliert, das aller zwei Jahre stattfand und mit Gast-Knabenchören aus dem In- und Ausland bereichert wurde. Ein besonders interessanter Arbeitsbereich war die Absicherung der Theatergastspiele in Halle, Bad Lauchstädt und an der Komischen Oper Berlin (Aufführungen der „Zauberflöte“ von Mozart), zu deren Proben und Vorstellungen jeweils ein Kollege die drei beteiligten Knaben beaufsichtigte und im Taxi zum Spielort und zurück begleitete.
Für Konzerte außerhalb von Halle galt es, vor Ort mit dem jeweiligen Veranstalter alles Erdenkliche vorauszuplanen bezüglich des Konzertablaufs, der Unterbringung der Chorsänger, der Probenräume, des Transportes usw.
Für die gesamte Arbeit stand damals ein jährlich zugeteiltes festes Budget von der Stadt Halle zur Verfügung. Wir hatten eine große Verantwortung, denn wir setzten es eigenverantwortlich für Konzerte, Solisten, Gäste, Reisen, Chorlager usw. ein. Als Mitglied der Halleschen Philharmonie stand dem Stadtsingechor das Orchester kostenlos zur Verfügung. So konnten wir sehr gut planen. Die terminliche und inhaltliche Planung erfolgte langfristig im Rahmen der Spielplandiskussion in der Philharmonie und der jährlichen Händelfestspiele.
Die Proben- und Konzerttätigkeit stand immer im Mittelpunkt der Jahres-, Monats-, Wochen- und Tagesplanung. Die Probenzeiten des Chores fanden Berücksichtigung bei der Stundenplangestaltung in der August-Hermann-Francke-Schule I und in der EOS August-Hermann-Francke, ebenso die musikalische Einzelausbildung (Stimmbildung, Instrumentalunterricht, Musiktheorie). Eine feste, nicht antastbare Größe war: Das Singen im Stadtsingechor war für diese Schüler bewusst den übrigen Arbeitsgemeinschaften der Schulen übergeordnet.
Die Einbindung der Proben-, Konzert- und Reisetätigkeit klärte der Direktor des Stadtsingechores (verantwortlich für die schulische Ausbildung der Sänger) direkt mit dem Direktor der Franckeschule. In der AHF I lernten alle Chorsänger ab der dritten Klasse in speziellen Chorklassen. (Der Aufnahmeprüfung und Umschulung ging der sogenannte Aspirantenunterricht voraus, nachdem zwei bis drei Kollegen sich in den Kindergärten der Stadt Halle intensiv um die Findung musikalischer Talente und ihrer frühen Ausbildung bis zur zweiten Klasse gekümmert hatten.) Hier konnte man seinen Zehnklassenabschluss machen, Abitur dann in der „Partnerschule“ EOS AHF, wenn man die entsprechenden Leistungen erbrachte.
Gesamt- und Stimmproben fanden täglich außer Mittwoch statt, die Woche begann am frühen Montag mit einer Gesamtprobe und endete Freitag am Mittag ebenso. Intensive Probenarbeit und die zugehörige musikalische Einzelausbildung aller Chorsänger, verbunden mit dem persönlichen Einsatz der Chordirektorin und der Kollegen zeigten über die Jahre die entsprechenden Resultate.
Die Highlights, die ich in den Jahren meiner Tätigkeit beim Stadtsingechor miterleben durfte, werde ich nie vergessen: Das Festkonzert zur „Bach-Händel-Schütz-Ehrung“ 1985 in Berlin gemeinsam mit dem Thomaner- und dem Kreuzchor, die Konzertreise nach Budapest (Händels Brockes-Passion und die Auszeichnung mit einem Schallplattenpreis bei HUNGAROTON), die Einspielung der Brockes-Passion von Telemann in Szombathely / Ungarn (diese Produktionen leitete Nicholas McGegan), die Plattenproduktion „Musik aus dem alten Halle“ 1989 in Leipzig (u .a. mit Axel Köhler und camerata musica Berlin / Dorothea Köhler) – erstmals veröffentlicht 1995 bei Berlin Classics - die jährliche Beteiligung am Händelfest in Halle mit einem eigenen Oratorienkonzert, die vielen Aufführungen des Weihnachtsoratoriums und die Konzertreise nach Italien im April 1990.
Die umfangreiche Arbeit für den Stadtsingechor hat mein weiteres Leben geprägt, ich war seitdem niemals „ohne Chor“, auch immer selbst im Chor aktiv als Sänger (seit 1990 im kammerchor cantamus halle) und immer dabei als Organisator – das wird man nicht mehr los, wenn man einmal damit angefangen hat.
Ich wünsche den heutigen und zukünftigen Sängern des Stadtsingechores, dass ihnen ähnliche positive Erfahrungen zuteilwerden und dass sie ebenfalls für ihr ganzes Leben davon profitieren mögen.
In gewisser Weise ist das Ganze auch nachvollziehbar in der „Geschichte des Stadtsingechores“ aus einem Artikel der Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten vom 2. 10. 89.
Damit zurück zum Anfang meiner Betrachtungen. Im kammerchor cantamus (Gründungsjahr 1990) singt Anna Malik zusammen mit ehemaligen Schülern und Kollegen, z.B. mit Jens Hoffmann, der mir für diesen Artikel folgenden Beitrag schrieb:
Dorothea Köhler lernte ich 1989 im Alter von zwölf Jahren kennen. (Der Stadtsingechor gab ein Konzert auf der Burg Querfurt und ich erklärte meinen Eltern: "In dem Chor möchte ich gern singen!") Ich war einer der ersten Bewohner des Internates für den Stadtsingechor.
Ungewöhnlich für mich war damals, montags die ersten beiden Unterrichtsstunden Chor zu haben, begriff aber schnell, was der Chor damals für eine Wertstellung besaß. Besonders stolz war ich, als ich im gleichen Jahr schon Bachs Weihnachtsoratorium mitsingen durfte. Wenig später setzte bei mir der Stimmwechsel ein und ich hatte leider nicht das Vergnügen, Plattenaufnahmen oder Tourneen zu erleben. Schon 1991 verließ ich den Chor wieder, als die Schulveränderungen kamen und das Landesgymnasium Latina gegründet wurde. Zurück in Querfurt, verfolgte ich zwar weiterhin meine musikalische Laufbahn, hatte aber keinerlei Kontakte mehr nach Halle. Das änderte ich dann 2011, als ich zu Dorothea Köhler wieder Kontakt aufnahm, Ende desselben Jahres in den kammerchor cantamus halle eintrat, und seitdem wieder regelmäßig „unter ihrer Fuchtel“ singe. Dinge, die ich als Kind bei ihr lernte, haben Einzug in meine tägliche Arbeit als freiberuflicher Musiker und Musiklehrer gefunden.
Einen langen Weg bin ich mit fleißigen, lernbegierigen, begeisterten Jungs gegangen, von denen viele auch einen musischen Beruf (Axel Gebhardt, Stephan Heinemann, Friedemann Neef, Olaf Parusel, Thomas Piontek, Felix Plock, Enrico Rummel, Ralf Schmidt, Alexander Suckel u.v.a.) ergriffen haben oder semiprofessionell musikalisch tätig sind. Um das Bild abzurunden, darf ich meinen Lehrer in Sachen „Alte Musik“ nicht vergessen: Nicholas McGegan, der schon in meine „Jungs“ großes Vertrauen setzte und dann 1995 in meiner „neuen musikalischen Zeit“ den kammerchor cantamus zu den Göttinger Händelfestspielen holte. An ihn erinnert auch Hans Martin Flesch (Hamburg):
Stadtsingechor – cantamus – heute
Ich war von August 1979 bis Oktober 1987 Mitglied des Stadtsingechores Halle, wo ich unter Dorothea Köhlers Leitung eine gründliche, tragfähige musikalische Ausbildung erhielt. Neben dem „normalen“ Schulunterricht hatten wir Proben und Stimmbildungsstunden zu absolvieren, die teilweise in die Unterrichtszeit integriert waren. Aber auch in den Ferienzeiten fanden immer wieder Chorlager statt, in denen intensiv geübt wurde, aber auch Spaß und Freizeit nicht allzu kurz kamen. Ich erinnere mich hier insbesondere an Stolberg im Harz, Glowe auf Rügen und später mehrfach Hohenferchesar in Brandenburg...
Absoluter Höhepunkt der musikalischen Arbeit war für mich die erste Einspielung einer Schallplatte in Ungarn mit Nicholas McGegan als Dirigent und der Capella Savaria, einem auf historischen Instrumenten musizierenden Orchester. Wir spielten damals Händels „Brockes-Passion“ ein. Die damit verbundene „andere“ Musizierweise war für uns damals etwas, an das man sich erst einmal gewöhnen musste. Spannend fanden wir den Einführungsvortrag von Nicholas McGegan, in dem er uns seine Musizierweise erläuterte und auf seiner Barockflöte demonstrierte, dass bei diesen Instrumenten „fis“ nicht derselbe Ton wie ein „ges“ ist – wie man es z. B. von einem Klavier in moderner Stimmung gewohnt ist. Insgesamt waren es drei spannende Wochen mit einem tollen Konzert und viel Probenarbeit, aber auch schönen Ausflügen.
Konzert in der Thomaskirche Leipzig
Foto: Jürgen Domes
1987 ging für mich die Zeit im Stadtsingechor nach dem Abitur mit der Einberufung zum Wehrdienst zu Ende. Es muss dann im Frühjahr oder Frühsommer 1990 gewesen sein, dass Dorothea Köhler über meine Eltern Kontakt aufnahm und bei einem Treffen dann von ihrer Idee, einen Kammerchor zu gründen und wieder gemeinsam zu musizieren, berichtete. Der Kammerchor bekam den Namen „cantamus“ und es ging dann von den ersten Proben sehr schnell zu den ersten kleinen Konzerten und wenig später auch größeren Konzerten, wie z. B. einer Aufführung der Bachschen Johannespassion mit der Capella Savaria und dem Ballett Schindowski zu den 15. Duisburger Akzenten 1991 oder auch einem Wiedersehen mit Nicholas McGegan beim Göttinger Händelfest (1995). Auch mehrere CD-Einspielungen sind in der Zeit entstanden, bei denen wir mit „alten Bekannten“ wie Martin Klietmann, einem österreichischen Tenor, der auch bei der Brockes-Passion 1985 schon den Evangelisten gesungen hatte, wieder musizieren konnten.
Während meiner Zeit im Kammerchor „cantamus“ lernte ich etwas sehr schätzen, das wir früher beim Stadtsingechor als Kinder eher gehasst haben – die Genauigkeit und Detailliebe, auf die Dorothea Köhler bei der musikalischen Arbeit Wert legt. Das führte dann gegebenenfalls dazu, dass einzelne Phrasen im Umfang von wenigen Takten manchmal nicht nur zweimal, sondern unter Umständen auch zwanzigmal gesungen wurden. So lange, bis die Chefin zufrieden war... Andererseits führte das jahrelange gemeinsame Musizieren auch zu einem tieferen Verständnis, so dass oftmals nicht viele Worte der Erklärung und Absprache notwendig waren.
Leider ging für mich die Zeit des gemeinsamen Musizierens mit dem Abschluss des Referendariats und einem beruflich bedingten Weggang aus Halle zu Ende. Aber auch wenn ich als Mathematik-, Physik- und Informatiklehrer rein beruflich keine direkte Verbindung zur Musik habe, möchte ich die Ausbildung im Stadtsingechor nicht missen: Auch hier in Hamburg singe ich weiter – in einem Projektkammerchor, der als nächstes Projekt Händels „Israel in Egypt“ aufführen wird. Und auch bei Kantorendiensten in Gottesdiensten und Messen zehre ich noch von damals Gelerntem. Vielen Dank an meine Lehrerinnen und Lehrer von damals!
Mit Händels Musik schließt sich also auch ein Kreis zwischen Stadtsingechor und dem kammerchor cantamus ebenso wie durch Sänger, mit denen ich jetzt arbeite und deren Leben, wie meins, mit dem halleschen Knabenchor verbunden bleibt.
Oratorium "Esther" von Händel in der Konzerthalle Ulrichskirche 1985
Foto: Wolfgang Otte, Mitglied im VDJ der DDR
Jörg Werner
Mitglied des Stadtsingechores zu Halle von 1975 bis 1990
„Singen ist das Fundament zur Music in allen Dingen.“ (Georg Philipp Telemann; 1718)
Dieser Spruch zieht sich wie ein Band durch mein Leben. Mit dem Singen hatte alles begonnen, als mich ein Freund im Jahr 1975 zu einer Chorprobe in den Stadtsingechor mitnahm. Schon nach der ersten Probe war ich beeindruckt, an welchen sängerischen, dynamischen, rhythmischen und harmonischen Details gearbeitet werden kann, wie Klangfarbe, Tonhöhe und Tonstärke als grundlegende Parameter der Musik den Klang eines Knabenchores beeinflussen können. Ich erinnere mich noch genau, wie ich mich einige Zeit später an die Chordirektorin Dorothea Köhler wandte, und meinen Wunsch zur Aufnahme in den ältesten Knabenchor im deutschsprachigen Raum äußerte. Nach einem kurzen Vorsingen war ich stolzes Mitglied im Extramännerchor. Und die Eingewöhnungszeit verbrachte ich gleich in einem 3-wöchigen Bulgarienaufenthalt mit Proben und Konzerten. Dies war mit 16 Jahren mein Start in eine beruflich musikalisch-orientierte Ausbildung, von der ich natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste. Es folgte eine Zeit mit Stimmbildung, wöchentlich 2 Proben, Chorlagern, vielen Konzerte im In- und Ausland und Schallplattenaufnahmen. Ein Höhepunkt war für mich das gemeinsame Konzert mit dem Thomanerchor und dem Kreuzchor im Berliner Schauspielhaus. Auch später, während meiner Lehrerausbildung, verlor ich nie den Kontakt zum Chor, konnte zahlreiche Konzerte mitsingen. Im Jahr 1981 begann auf Empfehlung der „Chefin“, wie die Chordirektorin unter uns Männern kurz genannt wurde, meine berufliche Tätigkeit im Stadtsingechor zu Halle. Meine Aufgabe war es, Nachwuchs für den Chor zu finden. So fuhr ich mit der Straßenbahn durch die ganze Stadt und kannte bald alle Schulen in Halle. In diesen sichtete ich die Jungen und bereitete sie im Aspirantenunterricht, welcher nachmittags in kleinen Gruppen stattfand, nach eigens dafür erstelltem Lehrplan auf ihre sängerische Laufbahn im Knabenchor vor. Am Ende ihrer 2-jährigen Aspirantenzeit konnten fast alle Schüler Ausschnitte aus Oratorien „vom Blatt“ singen und nach einer Prüfung in den Stadtsingechor aufgenommen werden. Nur 3 Monate später sangen viele von ihnen bereits ihr erstes Konzert, das Weihnachtsoratorium, mit. In den 10 Jahren meiner Tätigkeit im Stadtsingechor konnte ich viele Kinder für das Singen begeistern, für einige wurde das einstige Hobby sogar Beruf, so wie es bei mir auch anfing. Bis heute, inzwischen mit 40-jähriger Chorerfahrung, singe ich unter der Leitung von Dorothea Köhler im kammerchor cantamus mit und finde – „Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen.“
Marktkirche anlässlich des Besuchs von Carl Friedrich von Weizsäcker 1989
Das Schlusswort zu dem hier vorliegenden Artikel möchte ich einem Sänger überlassen, der bereits vor meiner Zeit im Stadtsingechor gesungen hat und der mit den jetzigen jungen Männern des Knabenchores am 12. März 2016 „Verleih uns Frieden“ anstimmen wird.
Volker Räthe
„Ein Kreis beginnt sich zu schließen…“
Nach der 39. Kunst-Stunde des kammerchores cantamus halle („Sonne, Mond und Sterne“) am 10. Mai 2015 im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen - wir sangen gemeinsam mit Knaben und Anwärtern des Stadtsingechores zum Schluss „Da steht eine Burg überm Tale“ - , fragte uns Männerstimmen ein etwa 9-jähriger Knabe spontan, ob wir auch im Stadtsingechor waren. Meine Mitsänger und ich konnten dies bejahen, das Gesicht des Jungen strahlte, er sprang froh von der Bühne und rannte seinen Eltern hinterher… Ich erinnerte mich sofort wieder an meine Kindheit, war sehr erfreut von diesem netten Erlebnis… Ich heiße Volker Räthe und wurde 1947 in Halle/S geboren. 1954 kam ich in die „Francke-Schule“. Bald sang ich im Schulchor mit (Frau Gerstenberger) und sammelte meine ersten Erfahrungen als „Chormitglied“. Offensichtlich hatte ich schon damals Freude am Singen, so dass mich meine Eltern zum Aspirantenunterricht im Stadtsingechor anmeldeten. Herr Zimmer war ein äußerst freundlicher Lehrer, das Singen machte uns allen viel Spaß. Nach politischem Umbruch (als Kind bemerkte ich nicht viel davon) fiel die Chorgemeinschaft auseinander, viele Sänger verließen den Chor. Ich blieb und bin bis heute noch meinen Eltern dankbar, dass ich dem Chor die Treue hielt. Unter der Leitung von Carlferdinand Zech begann eine neue Ära. Später bekam ich die Möglichkeit, im Theaterkinderchor mitzusingen, eine wunderbare Zeit erlebte ich im Landestheater Halle. Die Mitwirkung in der „Neunten Sinfonie“ ist für mich ein unvergessliches Erlebnis. Mit dem Stimmwechsel war dann erst mal Schluss mit dem Stadtsingechor.
Im Nachhinein… Ich hätte die tollen erfolgreichen Jahre unter Dorothea Köhler gern miterlebt, aber meine Zeit im Stadtsingechor war irgendwie abgelaufen. Ich wurde in die Erweiterte Oberschule August-Hermann-Francke eingeschult. Meine Freude an der Musik förderte dort Otto Weu. Nach dem Abitur studierte ich an der MLU in Halle Zahnmedizin, trat in den Johann-Friedrich-Reichardt-Chor ein und traf wieder auf meinen Chorleiter Carlferdinand Zech! Auf mein Drängen hin gründete Carlferdinand nach seiner aktiven Zeit im Reichardtchor den „Singekreis Halle“ aus ehemaligen „Reichardts“. Nach Ferdies Tod 1999 leitete ich den „Singekreis“, später übernahm Prof. S. Bimberg die Leitung. Heute wird er übrigens wieder von einem ehemaligen Sänger des Stadtsingechores (Ulrich Hellem) geführt.
Mein Ausgangspunkt :„Ein Kreis, der sich schließt“…
Unterdessen bin ich lange Rentner (aber noch in eigener Niederlassung tätig) und finde immer wieder Freude am Singen. Und seit 13 Jahren singe ich nun doch unter der Leitung von Dorothea Köhler - im kammerchor cantamus. Unter ihrer strengen Leitung habe ich sehr viel gelernt. Viele Kunst-Stunden habe ich erlebt und bin glücklich, dass ich als „Senior“ im Tenor gefragt bin – auch in der 42. Kunst-Stunde zusammen mit den jungen Männerstimmen des Stadtsingechores und gleich zwei Stadtsingechor–Direktoren. Ich wünsche beiden mit ihren Sängern Erfolg, tolle Konzerte, Gesundheit und Schaffenskraft. Und ich bin hoffentlich noch viele Jahre dabei.
Bach: Weihnachtsoratorium Kantaten 4 - 6 (Konzerthalle Ulrichskirche 1988)
1) Über die tolle musikalische Entwicklung des Mädchenchores der AHF - parallel und gemeinsam mit dem Stadtsingechor - wird gesondert zu berichten sein. D. K.
2) Auf Grund der Nichtbesetzung der Schulleiterstelle führte ich als stellv. Schulleiter im 1. Halbjahr des Schuljahres 1990/91 die Geschäfte, zum 2. Halbjahr wurde mir die Stelle des amtierenden Schulleiters der EOS übertragen, nach erneuter Bewerbung erfolgte zum Schuljahr 1991/92 die Berufung zum Schulleiter der Latina. Zum Jahresende 1991 hatte das Kultusministerium einen Wunschbewerber für das Landesgymnasium gefunden (kein Mathematik/Physiklehrer und ohne DDR-Vergangenheit), ich übernahm ab Februar 1992 das schulleiterlose Trotha-Gymnasium „Hanns Eisler“.
3) MLK: Metallleichtbaukombinat